Ende der Saison

Du siehst, mein lieber Freund, ich bin aus Widersprüchen zusammengesetzt, und ich habe ein sehr reifes Alter erreicht, ohne mich auf irgendetwas Positives zu stützen, um meinen aufgeregten Geist zu beruhigen, sei es durch Religion oder Philosophie. Ohne Musik würde ich zweifelsohne verrückt werden. Die Musik ist in der Tat das schönste aller Geschenke des Himmels an die in der Dunkelheit wandernde Menschheit. Sie allein beruhigt, erleuchtet und besänftigt unsere Seelen. Sie ist kein Floß, an das sich der Ertrinkende klammert, sondern ein wahrer Freund, eine Zuflucht und ein Tröster, für den es sich zu leben lohnt.


Am Ende der künstlerischen Saison, einer der schwierigsten in der Geschichte unserer Philharmonie, möchten wir Ihnen diese schöne Hommage an die Musik widmen, die Pjotr Tschaikowsky in einem seiner Briefe geschrieben hat. Mit seiner Symphonie Nr. 3 ist eine komplizierte Geschichte verbunden, die sehr wenig bekannt ist. Nach seinen ersten Auftritten in westlichen Ländern 1899 erhielt sie den Spitznamen „polnische“. Ihr letzter Teil – eine sehr spektakuläre Polonaise – erinnerte an Chopins Kompositionen, die mit Blick auf den polnischen nationalen Befreiungskampf geschrieben wurden. Die Intention des Komponisten war jedoch nicht, den polnischen Wunsch nach Freiheit zu reflektieren – im damaligen Russischen Reich wurden Polonaisen gespielt, um zaristischen Feiern und wichtigen Ereignissen Glanz zu verleihen. Und doch... als gebildeter Mann wusste Tschaikowsky um die Bedeutung dieses Tanzes für die Polen, und er war selbst Zar Alexander III. eher nicht wohlgesonnen. Wer kann dann also sagen, wie es wirklich war?

Wir bedauern zutiefst, dass wir dieses Mal die „Sea Symphony“ von Ralph Vaughan Williams, die aus sanitären Gründen mehrfach verschoben wurde, nicht aufführen können, aber um beim maritimen Thema zu bleiben, schlagen wir Jacques Iberts „Symphonie marine“ vor.

Mit Wünschen der guten Erholung, nicht nur am nahegelegenen Meer, sondern auch der Freundschaft, der Geborgenheit und des Trostes, den die Musik bringt, danken wir Ihnen, dass Sie uns das ganze Jahr über begleitet haben und unseren Konzerten zugehört haben.
Und wir sehen uns im September!