Das Abendprogramm präsentiert zwei herausragende Werke – das Violinkonzert von Wieniawski sowie Schuberts für Streichorchester arrangierte Komposition – die die Romantik in ihrer eindringlichsten Form offenbaren: als Musik des inneren Erlebens.
Das erste Werk entstand zwischen 1856 und 1862, in einer Zeit, als Wieniawski bereits ein renommierter Violinist und Lehrer in St. Petersburg war. Seine Uraufführung fand 1862 statt, mit dem Komponisten selbst als Solisten. Dieses Konzert gilt als eines seiner reifsten Werke – eine Verbindung aus funkelnder Virtuosität, Lyrismus und edler musikalischer Sprache. Seine drei Sätze – das dramatische Allegro moderato, die lyrische Romanze und das mitreißende Finale im Stil der Zigeunermusik – bilden eine farbenreiche, emotional aufgeladene Erzählung. Die Fassung, die wir an diesem Abend hören werden, wurde von Agnieszka Duczmal für Kammerorchester bearbeitet.
Das Streichquartett d-Moll, Der Tod und das Mädchen, gehört zu den eindrucksvollsten Kammermusikwerken des 19. Jahrhunderts. Sein Titel stammt von Schuberts Lied, dessen Thema der Komponist im zweiten Satz – einer Variationenfolge – aufgreift. Dort entfaltet sich ein ruhiger, beinahe tröstender Dialog: Der Tod spricht das Mädchen mit milder, furchtloser Stimme an und bietet ihm Frieden an. Doch dies ist nur ein Teil eines größeren Ganzen. In diesem viersätzigen Werk baut Schubert eine dramatische Spannung auf – vom stürmischen Beginn über einen kontemplativen Ruhepunkt bis hin zur finalen Tarantella: einem wilden, wirbelnden Tanz, der in der Tradition den Kampf gegen Gift oder Wahnsinn symbolisierte und metaphorisch – den Kampf gegen den Tod. Dieser dramatische Höhepunkt erschüttert das zuvor aufgekommene Gefühl der Ruhe – als könne der Komponist, sich seiner nahenden Sterblichkeit bewusst, den Gedanken an das Fortgehen nicht vollständig akzeptieren. Das gesamte Quartett wird so zu einer Erzählung über Angst, den Versuch der Versöhnung mit dem Tod und eine letztliche Auflehnung gegen ihn.
Es spielt an diesem Abend das Polish Radio Chamber Orchestra „Amadeus“ – ein Ensemble, das seit Langem für seine feinsinnigen Interpretationen sowohl klassischer als auch zeitgenössischer Werke geschätzt wird – unter der Leitung von Anna Duczmal-Mróz. Den Solopart übernimmt Agata Szymczewska, eine herausragende Violinistin und Gewinnerin des Internationalen Henryk-Wieniawski-Violinwettbewerbs.
Wieniawskis Violinkonzert Nr. 1 d-Moll, Op. 22 (in der Fassung für Streichorchester von Agnieszka Duczmal), gespielt von Meruert Karmenova (Violine) und dem Amadeus Kammerorchester des Polnischen Rundfunks:
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DETAILS
Kammerorchester des Polnischen Rundfunks Amadeus 20-02-2026 19:00
SinfoniesaalFilharmonia im. Mieczysława Karłowicza w Szczecinie
ul. Małopolska 48
70-515 Szczecin